875 Jahre Roes – aus der Chronik
Im Schutze der Burg Pyrmont konnte sich in Roes schon früh eine Gemeinde entwickeln, deren Anfänge auf die vorgeschichtliche Zeit zurückgehen. Brandgräber der jüngeren Urnenfelderzeit, die man in der Nähe der Kreuzung der Straße nach Brohl mit der alten Landstraße fand, sowie Scherbenfunde am Westausgang des Dorfes und Schornsteinabschlag am Nordhang des Lieweringsberges zeigen eindeutig, dass in der Vor- und Frühgeschichte hier schon Menschen gelebt haben. Auch die Römer haben ihre Spuren hinterlassen. Bei Planierungsarbeiten im Rahmen der Flurbereinigung stieß 1963 eine Raupe auf Steinreste einer römischen Villa auf dem Lieweringsberg. Nach einer Besichtigung durch das staatliche Landesamt für Vor- und Frühgeschichte Koblenz wurde von Herrn Dr. Eiden bestätigt, dass sich auf dem Hügel ein römischer Gutshof mit sämtlichen Nebengebäuden befand. Die gefundenen Scherben, ein großer Mühlstein, ein Feuerhaken, Teile einer Warmluftanlage und vieles mehr bestätigen dies ebenfalls.
Die Besiedelung von Roes geschah vom Maifeld her. Die leichte Ackererde der Gemarkung gestattete eine Bearbeitung auch mit primitivsten Werkzeugen der damaligen Zeit. Als den ältesten Teil des Dorfes ist der hochgelegene, landzungenähnliche Kirchplatz anzusehen, der im Süden vom übrigen Gelände abgesperrt ist. Diese Besiedelungsstätte besaß nur eine geringe Ausdehnung, die höchstens 2 – 3 Gehöften Raum bot. Die primitiven Hütten waren großflächig, da sie sogenannte Sippenhäuser waren. Aus diesem Kern heraus hat sich in ununterbrochener Entwicklung das heutige Dorf Roes gebildet.
In der geschichtlichen Zeit hören wir erstmals von Roes im Jahre 1121. In einem Tauschvertrag des Dechanten des Kollegialstiftes St. Castor in Karden, wird der Ort genannt. „Besitztum zu Cheledin, Roseda und Bermodasheim“ erhielt ein gewisser Wolfgang. Dieses „Roseda“ ist unser heutiges Roes. Der Name soll von dem lateinischen „Rosetum“ = „Rosenhecken“ (wilde Rosen) herrühren. 1196 hören wir von „curia de Roze“, die als eine Besitzung des Kollegialstifts Münster-maifeld galt. Im Jahre 1289 gaben Sigfrid, Herr zu Brohle, seine Gattin Lucerdis und sein erstgeborener Sohn Konrad dem Kloster Marienstatt alle ihre Güter auf dem Bann zu „Roigze“.
Mit der Geschichte des Ortes ist die seines Gotteshauses eng verbunden. Bereits im Testament des Rudolf von Polch wird die Kapelle zu Roseda genannt. Der Ägidiusaltar in diesem Gotteshaus wird in dem Testament besonders bedacht. Die Kapelle soll bereits 1186 erbaut worden sein. Bei der Visitation des Erzbischofs Karl Kasper von der Leyen (1652-1676) wird die Kapelle zu „Röß“ genannt. Eine Wochenmeßfundation war vorhanden. Diese Kapelle hatte zwei Altäre. Um 1780 mußte eine neue Kirche gebaut werden, denn eine Kirchenbaurechnung vom 6. März 1785 lautet auf den Betrag von 1084 Talern. Nach einem Dorfbrand dem auch die Kirche zum Opfer fiel, wurde die Kirche in den Jahren 1862/63 nach den Plänen von Baumeister Statz neu errichtet. Die Kosten betrugen 4.700 Taler. Am 26. September 1864 erfolgte die Weihe der neuen Kirche. In der Geschichte des Gotteshauses lesen wir, dass im Mittelalter in Roes ein Geistlicher residierte. Im Jahre 1758 wurde auch an Sonntagen in der Kapelle das heilige Meßopfer gefeiert. Papst Pius VI. verlieh der Kapelle am 16. Januar 1781 einen Ablaßbrief. Im Jahre 1621 besaß die Kapelle zwei Kelche, die von einem A. M. Schmitt geschenkt waren. Diese Kelche werden auch 1857 erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1956 gründlich überholt und trocken gelegt. Dach mit Dachreiter wurden saniert und ein neuer Kirchenhahn aufgesetzt. Eine weitere Sanierung mit Einbau einer Heizung, Erneuerung der Elektroanlage, Trockenlegung und Innenausmalung erfolgte in den 80er Jahren.
Im Mittelalter besaß das Kollegialstift Karden das Zehntrecht. Roes musste im Jahre 1621 37 Malter Frucht abliefern. Nach dem Feuerbuch von 1684 hatte Roes 16 Feuerstellen nach denen die Steuer für das Erzstift errechnte wurde. 1787 zählte der Ort 177 Einwohner. Nach der Übernahme des Dorfes in preußischer Verwaltung waren es 196 Einwohner. Scharnat schreibt, dass der Ort 1852 58 Häuser und 320 Einwohner zählte. Nach dem deutsch-fränzösischen Krieg 1870/71 standen in Roes 87 Häuser, die Einwohnerzahl betrug 433 bei 250 Familien. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges stieg die Einwohnerzahl auf 502. Auch nach allen Kriegswirren entwickelte sich der Ort langsam weiter und hat heute 520 Einwohner.